Glaubenssätze und ihre Entstehung

– Wie sie unser Leben prägen und wie wir sie verändern können

Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen, die wir im Laufe unseres Lebens entwickeln. Sie beeinflussen, wie wir uns selbst und die Welt um uns herum sehen. Man könnte auch sagen, sie sind das Betriebssystem unseres Gehirns, Therapeuten sprechen hier auch von Grundannahmen, die wie ein „Gedankenfundament“ die Basis aller unserer Gedankenkonstrukte bilden.

Glaubenssätze können uns unterstützen – oder uns im Weg stehen. Besonders negative und dysfunktionale Glaubenssätze haben einen großen Einfluss auf unser Selbstbild und unsere Beziehungen.

Quelle: flickr.com/ Dennis Skley

Was sind Glaubenssätze und wie entstehen sie?

Glaubenssätze entstehen meist in der Kindheit und Jugend. Sie bilden sich durch unsere Erfahrungen, also das, was uns unsere Eltern, Lehrer oder Freunde sagen, und durch die Art, wie wir mit der Welt interagieren. Ein einfaches Beispiel für einen positiven Glaubenssatz wäre: „Ich bin wertvoll.“ Ein negativer Glaubenssatz könnte lauten: „Ich bin nicht gut genug.“

Unsere Glaubenssätze wirken wie eine Brille, durch die wir die Welt betrachten. Wenn wir beispielsweise den Glaubenssatz „Ich werde immer scheitern“ verinnerlicht haben, werden wir in vielen Situationen genau diese Erwartung haben – selbst wenn die Realität eine ganz andere ist. Solche Glaubenssätze können uns blockieren und dazu führen, dass wir uns selbst sabotieren.

Negative und dysfunktionale Glaubenssätze

Dysfunktionale Glaubenssätze sind Überzeugungen, die uns in unserem Leben einschränken. Sie können durch traumatische Erlebnisse, Kritik oder wiederholte Misserfolge entstehen. Beispiele für solche Glaubenssätze sind:

• „Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden.“

• „Ich werde immer versagen.“

• „Andere Menschen sind nicht vertrauenswürdig.“

Diese Überzeugungen führen oft zu negativen Gefühlen wie Angst, Schuld oder Scham. Sie hindern uns daran, neue Herausforderungen anzunehmen oder erfüllende Beziehungen zu führen.

Wie man Glaubenssätze verändern kann

Das Erkennen und Verändern dysfunktionaler Glaubenssätze ist ein zentraler Bestandteil vieler therapeutischer Ansätze, wie etwa der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). In der KVT geht es darum, unsere negativen Gedankenmuster zu identifizieren und durch positive, realistischere Überzeugungen zu ersetzen.

Der erste Schritt besteht darin, sich seiner Glaubenssätze bewusst zu werden. Oft sind sie so tief in uns verankert, dass wir sie gar nicht mehr hinterfragen. Eine Frage, die man sich stellen kann, lautet: „Was glaube ich über mich selbst in dieser Situation?“

Wenn ein Glaubenssatz identifiziert ist, hilft es, ihn zu hinterfragen. Stimmt es wirklich, dass ich „immer scheitere“? Kann ich nicht auch Situationen finden, in denen ich erfolgreich war? Indem wir uns diese Fragen stellen, lockern wir die Macht, die diese Glaubenssätze über uns haben.

Übung für Paare: Glaubenssätze in der Beziehung erkennen

Glaubenssätze spielen in unseren Beziehungen eine große Rolle. Sie beeinflussen, wie wir uns gegenseitig wahrnehmen und miteinander kommunizieren. Auf Grundlage unseres Betriebssystems entsteht sozusagen ein Handbuch, wie wir uns selbst und unseren Partner in Beziehung sehen und bewerten.

Die folgende Übung hilft Euch dabei, Eure Glaubenssätze zu erkunden und sich über Eure gemeinsamen Überzeugungen auszutauschen:

Schritt 1: Jeder Partner setzt sich an einen ruhigen Ort und notiert zwei bis drei Glaubenssätze, die er über Beziehungen im Allgemeinen oder über die eigene Partnerschaft hat. Beispiele könnten sein:

• „Wenn ich mich öffne, werde ich verletzt.“

• „Mein Partner sollte immer wissen, wie es mir geht, ohne dass ich es sagen muss.“

Schritt 2: Tauscht euch über diese Glaubenssätze aus. Achtet darauf, zuzuhören, ohne zu bewerten. Fragt euch gegenseitig: „Woher kommt dieser Glaubenssatz? Was könnte der Ursprung sein?“

Schritt 3: Überlegt gemeinsam, ob diese Glaubenssätze der Beziehung gut tun oder ob sie vielleicht hinderlich sind. Gibt es Überzeugungen, die ihr gemeinsam ändern möchtet?

Schritt 4: Entwickelt positive, unterstützende Glaubenssätze, die ihr als Paar übernehmen möchtet. Beispiele könnten sein:

• „Wir dürfen uns beide verletzlich zeigen und darüber sprechen.“

• „Ich kann meinem Partner vertrauen und ihn offen um Unterstützung bitten.“

Diese Übung hilft Paaren dabei, tiefer in ihre Beziehungsdynamik einzutauchen und Glaubenssätze zu entwickeln, die Vertrauen und Nähe stärken.

Fazit

Glaubenssätze prägen unser Leben auf vielfältige Weise. Besonders dysfunktionale Glaubenssätze können unser Wohlbefinden und unsere Beziehungen negativ beeinflussen. Doch durch bewusste Reflexion und mithilfe therapeutischer Techniken können wir diese Überzeugungen verändern und ein erfüllteres Leben führen. Die Übung für Paare zeigt, wie Glaubenssätze auch in Beziehungen eine Rolle spielen – und wie wir sie gemeinsam zum Positiven wenden können.