Schlagwort: Kommunikation

  • Unser Gehirn und die monogame Langzeitbeziehung

    Über Biologie, Monogamie und vieles weitere

    Viele Menschen fragen sich, warum wir oft monogame Beziehungen eingehen. Warum bleiben viele Paare über viele Jahre zusammen? Dafür gibt es sowohl biologische als auch gesellschaftliche Gründe.

    Was passiert im Gehirn?

    Wenn wir lange Zeit mit jemandem zusammen sind, schüttet unser Gehirn Hormone aus, die uns helfen, eine tiefe Bindung aufzubauen. Die wichtigsten Hormone hier sind Oxytocin und Vasopressin. Diese werden oft als „Bindungshormone“ bezeichnet.

    Oxytocin: Auch „Kuschelhormon“ genannt 🙂 Dieses Hormon wird oft ausgeschüttet, wenn wir unserem Partner körperlich oder emotional nah sind – zum Beispiel beim Kuscheln oder während eines schönen Gesprächs. Es gibt uns das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen.

    Vasopressin: Dieses Hormon hilft uns, eine langfristige Bindung aufzubauen. Es verstärkt das Gefühl, dass wir zu jemandem gehören.

    In Mark Mansons Buch Everything is Fcked: Ein Buch über Hoffnung* spricht er darüber, wie unser Verstand ständig nach Sinn und Hoffnung sucht. Beziehungen, besonders langjährige, geben uns oft diese Art von Stabilität und Sinn im Leben. Sie bieten uns emotionale Sicherheit.

    Was passiert im Gehirn zu Beginn einer Beziehung
    – oder auch einer Affäre?

    Zu Beginn einer neuen Beziehung oder in einer Affäre sieht es anders aus. Hier spielen andere Hormone eine größere Rolle, besonders Dopamin.

    Dopamin: Dieses Hormon sorgt für ein starkes Gefühl von Aufregung und Glück. Es wird oft als „Belohnungshormon“ bezeichnet, weil es uns das Gefühl gibt, dass etwas Neues oder Spannendes passiert. Wenn wir frisch verliebt sind oder eine Affäre haben, schüttet unser Gehirn viel Dopamin aus. Das ist der Grund, warum neue Beziehungen oft so aufregend und intensiv wirken.

    Auch das Hormon Adrenalin spielt eine Rolle. Es macht uns wachsam und lässt unser Herz schneller schlagen, wenn wir aufgeregt sind oder ein Risiko eingehen. In einer Affäre, die oft heimlich ist, kann dieser Nervenkitzel besonders stark sein.

    Warum kommt es zu Seitensprüngen?

    Einfach gesagt: Manche Menschen haben Affären oder Seitensprünge, weil sie dieses Gefühl der Aufregung und das Hochgefühl durch Dopamin fühlen möchten. In Langzeitbeziehungen, wo Oxytocin und Vasopressin dominieren, wird dieses Gefühl von Aufregung und Leidenschaft natürlicherweise nachlassen. Die Beziehung fühlt sich sicher und vertraut an, aber nicht mehr so aufregend wie am Anfang.

    So erleben Menschen in einer neuen Beziehung mit einer unbekannten Person erneut einen „Kick“, wie sie ihn zu Beginn einer Beziehung hatten. Eine Affäre kann dieses Gefühl von Abenteuer zurückbringen, weil das Gehirn wieder viel Dopamin ausschüttet. Doch dieses Gefühl ist oft nur vorübergehend.

    Was sagt die Evolution dazu?

    Einige Wissenschaftler sagen, dass Monogamie nicht unbedingt „natürlich“ für den Menschen ist. In dem Buch Sex – Die wahre Geschichte von Christopher Ryan und Cacilda Jetha wird erklärt, dass unsere frühen Vorfahren wahrscheinlich in Gruppen lebten, in denen es mehrere sexuelle Partner gab. Diese Theorie stellt in Frage, ob wir biologisch auf Monogamie „programmiert“ sind.

    Doch das bedeutet auch nicht, dass Monogamie per se „falsch“ ist. In Female Choice wird erklärt, dass die sexuelle Auswahl und das Verhalten von Frauen eine wichtige Rolle in der Evolution gespielt haben. Frauen treffen oft bewusste Entscheidungen darüber, mit wem sie sich fortpflanzen möchten, basierend auf dem, was ihnen und ihrer Familie am besten hilft. Monogame Beziehungen können daher eine Strategie sein, um sicherzustellen, dass ihre Nachkommen gut versorgt sind.

    Fazit

    Obwohl unser Gehirn uns dabei hilft, enge Bindungen einzugehen, und Monogamie uns Sicherheit geben kann, ist es wichtig, die Vielfalt menschlicher Beziehungen zu verstehen. Menschen entwickeln sich ständig weiter – sowohl biologisch als auch emotional. Es ist wichtig, dass Paare darüber sprechen und gemeinsam Wege finden, Leidenschaft und Nähe auch in langfristigen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Automatisch wird dies nicht immer der Fall sein. Was ihr dabei mit eurem Partner gemeinsam mit PaarGespräch herausfindet wird euer individuelles Beziehungesmodell sein: Beziehungen sind unterschiedlich und was für den einen funktioniert, muss nicht für alle gelten.

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    Alles Liebe Euer PaarGespräch Team

  • Sex in Langzeitbeziehungen

    Entwicklung oder Stillstand?

    In einer Langzeitbeziehung kann sich das Sexualleben verändern. Viele Paare erleben, dass die spontane Leidenschaft nach einer Weile weniger wird. Das bedeutet aber nicht, dass Sex in einer langen Beziehung automatisch verloren geht. Im Gegenteil – er kann sich weiterentwickeln, wenn beide Partner aktiv daran arbeiten.

    Warum verändert sich das Sexualleben?

    In den ersten Monaten oder Jahren einer Beziehung ist alles aufregend und neu. Die sexuelle Anziehung ist oft sehr stark. Alles ist Neu und Aufregend und noch ein bisschen unsicher – der Dopaminspiegel ist hoch. Doch mit der Zeit wird der Alltag wichtiger, anstelle von Adrenalin und Dopamin tritt Ocytoxin, das Bindungshormon. Folge: die spontane sexuelle Spannung kann nachlassen. Stress, Routinen oder auch körperliche Veränderungen können hier ebenfalls eine Rolle spielen.

    Aber das bedeutet nicht, dass der Sex weniger wichtig wird. Er verändert sich nur. Paare, die lange zusammen sind, sollten bewusst an ihrer Intimität arbeiten. Das kann bedeuten, dass sie Zeit füreinander freihalten, neue Dinge ausprobieren und – vor allem – miteinander über ihre Wünsche und Bedürfnisse sprechen.

    Sex ist aktive Mitarbeit

    Sex in einer Langzeitbeziehung ist nicht wie zu Beginn, wo alles nahezug automatisch passiert. Paare müssen sich Zeit und Raum für ihre körperliche Nähe schaffen. Das bedeutet zunächst, dass beide Partner bereit sein sollten, ihre sexuelle Beziehung weiterzuentwickeln: Wenn ein Beziehungsmensch kein Interesse am Austausche hat wird´s denkbar schwer! Dabei geht es hierbei nicht nur um den körperlichen Akt, sondern auch darum, sich als Paar emotional nah zu bleiben.

    Es ist wichtig, offen über das Thema Sex zu sprechen. Die Erfahrungen unserer Arbeit bei PaarGespräch zeigen: Viele schweigen aus Angst oder Unsicherheit. Doch der Austausch über Wünsche, Ängste und Fantasien kann die Verbindung stärken. Das bedeutet, dass Sex ein Bereich der Beziehung ist, der gepflegt werden muss – wie alles andere auch. Schließlich nehmen wir uns auch Zeit dafür, unser Mittagessen oder unseren Urlaub zu planen – warum also nicht unser Sexualleben?

    Übung: Sprecht über euer Sexualleben

    1. Setzt euch in Ruhe zusammen – Nehmt euch mindestens 30 Minuten Zeit, in denen ihr nicht gestört werdet.

    2. Jeder spricht der Reihe nach – Einer beginnt und erzählt, wie er oder sie das aktuelle Sexualleben erlebt. Was läuft gut? Wie fühlt sich die Person derzeit mit dem paartnerschaftlichen Sex? Mit der Monogamie? Wo gibt es vielleicht Unsicherheiten? Gibt es Wünsche? Oder vielleicht eine schon länger gehegte Phantasie?

    3. Der andere hört aktiv zu – Keine Unterbrechungen, nur zuhören und versuchen, zu verstehen. Gerne dürft ihr euch auch Notizen machen um nichts zu vergessen.

    4. Tauscht euch aus!
    Wenn beide ihre Statements in Ruhe abgeben konnten, könnt ihr gemeinsam darüber sprechen, was ihr jeweils gehört und verstanden habt. Habt ihr euch wirklich verstanden? Gibts es Unklarheiten?

    Erst dann könnt ihr euch Punkte herausgreifen, die ihr vielleicht verändern möchtet oder was euch besonders wichtig ist.

    Diese Übung kann helfen, das Thema Sex in einer entspannten Atmosphäre anzusprechen. Es geht darum, offen und ohne Druck miteinander zu reden und so gemeinsam an eurer Intimität zu arbeiten.

    Fazit

    Sex in Langzeitbeziehungen muss nicht an Bedeutung verlieren. Mit etwas Mühe, offenen Gesprächen und Bereitschaft, Neues auszuprobieren, kann die sexuelle Verbindung über viele Jahre lebendig bleiben – mit Unterstützung durch PaarGespräch kann dieser Austausch auch gemeinsam mit unserem KI-Therapeuten erfolgen.

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    Alles Liebe Euer PaarGespräch Team

  • Vertrauen – aber echt!

    Vertrauen und Pseudovertrauen: Was ist der Unterschied?

    Vertrauen ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Ohne Vertrauen können Beziehungen und Gemeinschaften nicht gut funktionieren. Aber nicht alles, was wie Vertrauen aussieht, ist echtes Vertrauen. Manchmal täuschen wir uns und denken, wir vertrauen, obwohl es in Wirklichkeit nur „Pseudovertrauen“ ist. In diesem Beitrag schauen wir uns genauer an, was echtes Vertrauen ist und was nicht. Dabei beziehen wir uns auf zwei bekannte Expertinnen: Esther Perel und Rachel Botsman.

    Was ist Vertrauen?

    Vertrauen bedeutet, dass wir uns auf jemanden verlassen können. Es heißt, dass wir glauben, die andere Person wird uns nicht absichtlich verletzen oder enttäuschen. Vertrauen ist also etwas sehr Wertvolles und Zerbrechliches. Einmal zerstört erfordert es viel Energie, es wieder aufzubauen.

    Die Paartherapeutin Esther Perel spricht von „First Trust“ („erstes Vertrauen“). Dieses erste Vertrauen erwerben wir oft in der Kindheit, wenn wir uns auf unsere Eltern oder Bezugspersonen verlassen. Dieses Vertrauen ist die Grundlage dafür, dass wir auch später anderen Menschen vertrauen können. Der deutsche Begriff hierfür lautet auch Urvertrauen. Dieses ursprüngliche Vertrauen prägt also unser ganzes Leben. Grundsätzlich ist dies eine wunderbare Sache und ist Grundlage für gesunde Grundannahmen wie „Ich kann mich auf Andere verlassen“.

    Jedoch stellt das Konzept des First trust uns immer dann vor ein Problem, wenn sich unser gegenüber verletzend verhält. Dann landet so mancher Beziehungsmensch auf dem harten Boden der Tatsachen.

    Was ist Pseudovertrauen?

    Nicht immer ist eben das Vertrauen, das wir haben, echtes Vertrauen. Manchmal leben wir unsere Beziehungen in dem sogenannten „Pseudovertrauen“. Dabei glauben wir, jemandem zu vertrauen, aber in Wirklichkeit tun wir das nicht. Vielmehr gehen wir davon aus, dass uns unser Beziehungsmensch uns bestimmt NIEMALS verletzt. Psychologischer Hintergrund kann hier sein, dass wir uns in Wirklichkeit gar nicht sicher fühlen, sondern einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Pseudovertrauen kann entstehen, weil wir Konflikte vermeiden wollen oder Angst haben, verletzt zu werden. Esther Perel beschreibt: “In relationships, trust isn’t a promise to never hurt each other. It’s the risk that we will hurt each other and the confidence that, if we do, we will come together to heal.” Dies lässt sich in etwa so übersetzen: „(Echtes) Vertrauen in einer Beziehung bedeutet nicht, dass man sich verspricht, den anderen nie zu verletzen. Vielmehr geht es darum, dass man sich bewusst ist, dass man einander verletzen könnte, aber darauf vertraut, dass man dann gemeinsam daran arbeitet, die Wunden zu heilen.“ Was genau Esther Perel hier beschreibt erfahrt ihr im Folgenden:

    Die Vertrauensexpertin Rachel Botsman hat ein interessantes Konzept dazu entwickelt. Sie sagt, echtes Vertrauen besteht aus kleinen „Vertrauensmomenten“. Das heißt, echtes Vertrauen ist nicht etwas, das auf einmal da ist und dann bleibt. Vielmehr wird es in kleinen Schritten aufgebaut. Immer, wenn uns jemand zeigt, dass wir ihm vertrauen können, wächst unser Vertrauen. Rachel Botsman betont, dass echtes Vertrauen auf Ehrlichkeit und Offenheit basiert.

    Der Unterschied zwischen Vertrauen und Pseudovertrauen

    Der Unterschied zwischen Vertrauen und Pseudovertrauen liegt darin, wie ehrlich und offen wir wirklich sind. Bei echtem Vertrauen fühlen wir uns sicher, weil die andere Person uns zeigt, dass sie ehrlich ist. Pseudovertrauen entsteht, wenn wir versuchen, Probleme zu übersehen oder Konflikte zu vermeiden.

    Vertrauen bedeutet:

    • Ehrlichkeit

    • Sicherheit

    • Offenheit

    Pseudovertrauen bedeutet:

    • Vermeidung von Konflikten

    • Unsicherheit

    • Unaufrichtigkeit

    Wie können wir echtes Vertrauen aufbauen?

    Um echtes Vertrauen aufzubauen, müssen wir bereit sein, ehrlich zu sein, auch wenn es unangenehm ist. Es bedeutet, dass wir uns selbst und anderen Fehler eingestehen und über unsere Gefühle sprechen. Vertrauen wächst, wenn wir uns gegenseitig zeigen, dass wir zuverlässig sind.

    Vertrauen ist nicht etwas, das einfach da ist – es wird Schritt für Schritt aufgebaut. Wenn wir uns immer wieder in kleinen Momenten zeigen, dass wir uns aufeinander verlassen können, wächst echtes Vertrauen.

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    Alles Liebe Euer PaarGespräch Team