Vertrauen und Pseudovertrauen: Was ist der Unterschied?
Vertrauen ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Ohne Vertrauen können Beziehungen und Gemeinschaften nicht gut funktionieren. Aber nicht alles, was wie Vertrauen aussieht, ist echtes Vertrauen. Manchmal täuschen wir uns und denken, wir vertrauen, obwohl es in Wirklichkeit nur „Pseudovertrauen“ ist. In diesem Beitrag schauen wir uns genauer an, was echtes Vertrauen ist und was nicht. Dabei beziehen wir uns auf zwei bekannte Expertinnen: Esther Perel und Rachel Botsman.
Was ist Vertrauen?
Vertrauen bedeutet, dass wir uns auf jemanden verlassen können. Es heißt, dass wir glauben, die andere Person wird uns nicht absichtlich verletzen oder enttäuschen. Vertrauen ist also etwas sehr Wertvolles und Zerbrechliches. Einmal zerstört erfordert es viel Energie, es wieder aufzubauen.
Die Paartherapeutin Esther Perel spricht von „First Trust“ („erstes Vertrauen“). Dieses erste Vertrauen erwerben wir oft in der Kindheit, wenn wir uns auf unsere Eltern oder Bezugspersonen verlassen. Dieses Vertrauen ist die Grundlage dafür, dass wir auch später anderen Menschen vertrauen können. Der deutsche Begriff hierfür lautet auch Urvertrauen. Dieses ursprüngliche Vertrauen prägt also unser ganzes Leben. Grundsätzlich ist dies eine wunderbare Sache und ist Grundlage für gesunde Grundannahmen wie „Ich kann mich auf Andere verlassen“.
Jedoch stellt das Konzept des First trust uns immer dann vor ein Problem, wenn sich unser gegenüber verletzend verhält. Dann landet so mancher Beziehungsmensch auf dem harten Boden der Tatsachen.
Was ist Pseudovertrauen?
Nicht immer ist eben das Vertrauen, das wir haben, echtes Vertrauen. Manchmal leben wir unsere Beziehungen in dem sogenannten „Pseudovertrauen“. Dabei glauben wir, jemandem zu vertrauen, aber in Wirklichkeit tun wir das nicht. Vielmehr gehen wir davon aus, dass uns unser Beziehungsmensch uns bestimmt NIEMALS verletzt. Psychologischer Hintergrund kann hier sein, dass wir uns in Wirklichkeit gar nicht sicher fühlen, sondern einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Pseudovertrauen kann entstehen, weil wir Konflikte vermeiden wollen oder Angst haben, verletzt zu werden. Esther Perel beschreibt: “In relationships, trust isn’t a promise to never hurt each other. It’s the risk that we will hurt each other and the confidence that, if we do, we will come together to heal.” Dies lässt sich in etwa so übersetzen: „(Echtes) Vertrauen in einer Beziehung bedeutet nicht, dass man sich verspricht, den anderen nie zu verletzen. Vielmehr geht es darum, dass man sich bewusst ist, dass man einander verletzen könnte, aber darauf vertraut, dass man dann gemeinsam daran arbeitet, die Wunden zu heilen.“ Was genau Esther Perel hier beschreibt erfahrt ihr im Folgenden:
Die Vertrauensexpertin Rachel Botsman hat ein interessantes Konzept dazu entwickelt. Sie sagt, echtes Vertrauen besteht aus kleinen „Vertrauensmomenten“. Das heißt, echtes Vertrauen ist nicht etwas, das auf einmal da ist und dann bleibt. Vielmehr wird es in kleinen Schritten aufgebaut. Immer, wenn uns jemand zeigt, dass wir ihm vertrauen können, wächst unser Vertrauen. Rachel Botsman betont, dass echtes Vertrauen auf Ehrlichkeit und Offenheit basiert.
Der Unterschied zwischen Vertrauen und Pseudovertrauen
Der Unterschied zwischen Vertrauen und Pseudovertrauen liegt darin, wie ehrlich und offen wir wirklich sind. Bei echtem Vertrauen fühlen wir uns sicher, weil die andere Person uns zeigt, dass sie ehrlich ist. Pseudovertrauen entsteht, wenn wir versuchen, Probleme zu übersehen oder Konflikte zu vermeiden.
Vertrauen bedeutet:
• Ehrlichkeit
• Sicherheit
• Offenheit
Pseudovertrauen bedeutet:
• Vermeidung von Konflikten
• Unsicherheit
• Unaufrichtigkeit
Wie können wir echtes Vertrauen aufbauen?
Um echtes Vertrauen aufzubauen, müssen wir bereit sein, ehrlich zu sein, auch wenn es unangenehm ist. Es bedeutet, dass wir uns selbst und anderen Fehler eingestehen und über unsere Gefühle sprechen. Vertrauen wächst, wenn wir uns gegenseitig zeigen, dass wir zuverlässig sind.
Vertrauen ist nicht etwas, das einfach da ist – es wird Schritt für Schritt aufgebaut. Wenn wir uns immer wieder in kleinen Momenten zeigen, dass wir uns aufeinander verlassen können, wächst echtes Vertrauen.
Alles Liebe, Euer PaarGespräch Team